Die Messung der Wirkung von NGOs wird in der Zukunft immer wichtiger werden, weil Investoren, Philantrophen und andere Stakeholder sehen möchten, ob sich ihr Engagement lohnt. Die dafür notwendigen Instrumente entstehen aber gerade erst: neben dem Ansatz des Social Return on Investment (Wikipedia) gibt es den Ansatz der Theory of Change (hier z.B. die Version des TOC Guide des Aspen Instituts).
Im Rahmen des Professional Program der Social Entrepreneurship Initiative & Foundation (seif) habe im Rahmen einer Übung(!) versucht eine Theory of Change für die Open Knowledge Foundation auf zwei Seiten zu formulieren, die ich hier einfach wiedergebe — einerseits als Anregung für alle, die was ähnliches probieren möchten und andererseits, weil ich mich über Feedback dazu freue. 🙂 Und los geht’s:
1. Was is genau das Problem?
Obwohl durch Digitaltechnologie viele Wissensgüter (von Literatur bis Haushaltsdaten)
grundsätzlich digital nutzbar wären, sind sie es nicht – weder technisch noch rechtlich. Mit anderen Worten: Der grösste Teil an existierendem Wissen und Daten ist nach wie vor innerhalb von Organisationen (Verwaltungen, Firmen, …) gefangen und nicht für alle
verfügbar – obwohl es mit dem Einzug von Digitaltechnologie und Vernetzung einfacher und kostengünstiger als jemals zuvor wäre, diese Bestände nutzbar zu machen.
2. Was versuchst Du zu verändern oder zu erreichen?
Die Open Knowledge Foundation entwickelt Werkzeuge und baut Communities auf, um Freies Wissen weltweit zu promoten. Freies Wissen sind Inhalte (»content«), die von allen frei genutzt, weiterverarbeitet und verteilt werden dürfen – ohne rechtliche, technische oder soziale Restriktionen. OKF entwickelt freie Werkzeuge, die allen helfen mit Daten zu arbeiten, pflegt und entwickelt Communities on- und offline, um die Datenbestände nutzbar zu machen und organisiert Projekte, die Offenheit und Zugang fördern.
3. Wie gross ist das Problem?
Laut einer OECD-Studie liegt der potentielle direkte und indirekte Nutzen von Anwendungen aus öffentlich zugänglichen Verwaltungsdaten (»public sector informaiton«) bei rund €140B jährlich für die EU27 (Vickery Studie im Auftrag der EU, 2011).
4. Wie dringend ist es?
{Hatte ich damals nicht beantwortet.}
5. Warum bist Du die geeignete Person zur Lösung?
Wir. 🙂 Der Kerngruppe OKF besteht aus passionierten und fähigen Software-Entwicklern, Designern und Aktivisten, die alle das Ziel Freien Wissens verfolgen und entsprechende Projektexpertise besitzen. Was fast noch wichtiger ist: Die OKF hat ein Community von hunderten Sympathisanten und Unterstützern in verschiedenen Ländern Europas und weltweit, die es ermöglicht via crowdsourcing-Ansätze Projekte und Werkzeuge zu erstellen, die die kleine Kerngruppe nie allein bewältigen könnte.
6. Welche Ergebnisse willst Du erzielen?
In den nächsten 5 Jahren sollen in zehn europäischen Ländern lokale OKF chapters
entstehen, die sich um die »Befreiung« nationaler Datenbestände kümmern. Mehr als zehn Regierungen in Europa sollen mit unserer Unterstützung Open Data Portale aufbauen. Die OKF bringt sich in den policy Prozess aus EU-Ebene ein, um den rechtlichen Rahmen für mehr Freies Wissen zu verbessern.
7. Welchen gesellschaftlichen Mehrwert schaffst Du?
Wissen bedeutet Fortschritt. Je mehr Wissen und Daten frei zugänglich sind, desto mehr
Menschen werden befähigt, aus diesem Wissen erstens zu lernen und zweitens darauf
aufbauend neues Wissen und neue Anwendungen und Dienste zu schaffen. Nutzen bedingt Wiederverwendung; er hängt von den jeweiligen Daten ab ist aber sehr vielfältig:
- Der Bildungsbereich eines Landes profitiert enorm, wenn Bildungsmaterial frei zugänglich ist. Man stelle sich vor, alle Lehrmaterialien eines (armen?) Landes wären als freie PDF verfügbar.
- Verwaltungs- und Regierungshandeln wird durch »Open Data« transparenter, mittelfristig effizienter. Missbrauch und Korruption kann eingedämmt werden.
- Die Kulturszene erhält durch den freien Zugang zu Kulturgütern mehr »Rohmaterial«.
- Wissenschaft wird besser (Kontrolle und Replikation) und schneller, durch verbesserten Zugang zu wissenschaftlichen Daten.
- Die Offenlegung von Lieferketteninformation macht Unternehmen transparent und erlaubt die unabhängige Kontrolle von Umwelt- und oder Sozialregeln.
- Daten als Rohstoffbestände ermöglichen die Etablierung neuer Geschäftsmodelle, die durch die Dienstleistung von u.a. Aufbereitung und Transformation diese breit nutzbar machen und dadurch Mehrwert schaffen.
Für alle Bereiche gilt: Durch die Freigabe ist es möglich, dass Online-Communities sich im Sinne von crowd-sourcing um die Analyse, Auswertung und Aufbereitung von Daten kümmern können, was volkswirtschaftlich der effizienteste Ansatz ist.
UPDATE: 28.05.2013, danke Hannes Gassert für den Input.
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